Und ich sah die Toten, Groß und Klein, stehen vor dem Thron, und Bücher wurden aufgetan. Und das Meer gab die Toten heraus, die darin waren, und der Tod und sein Reich gaben die Toten heraus, die darin waren; und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken.
(Offenbarung 20:12-13)

Europa

Oh, wir erinnern uns an die Heimat. Die Landschaft! Der Himmel! Wie schön sie doch war. Wie gut es uns ging. Wie viel Angst wir hatten um sie, und vor ihr. Jetzt ist alles vorbei. Wir haben uns eingerichtet in der Zeit nach unserer Zeit. Die Ruinen sind gewaschen. Die Hoffnungen sind konserviert. Wir glauben mit Knochen und Haaren und Haut. Unsere vergangene Zukunft ist so wahr wie es nur geht. Kommt, wir erinnern uns gemeinsam an sie.

Zum letzten Mal versammeln wir das Publikum um das Lagerfeuer zum Abgesang auf die "Alte Welt". Unser heiliges europäisches Oktagonfloß bietet Platz für 25 Gäste, die Liturgie wird an unterschiedlichen Tagen auf deutsch oder englisch gehalten. Bitte reservieren Sie Ihre Plätze, bevor es zu spät ist, war und sein wird.

Versetzt in eine fiktive Zukunft nach dem Ende körperlicher Existenz, bittet GOG / MAGOG 4 eine je kleine Publikumsgruppe in ein virtuelles Geschichtslehrprogramm über den Niedergang Europas. In Form einer postchristlichen Liturgie, die Rezitation von Bibelstellen, gemeinsames Liedersingen und rituelle Gemeinschaftshandlungen wie Hände-Waschen, Brotchips-Essen oder Das-Handtuch-Werfen verknüpft, führt die Performance durch vier Themenblöcke: Entsolidarisierung und sozialer Bankrott, Fremdenangst und „Migrationskrieg“, ökologische Katastrophe und Machtübergabe an künstliche Intelligenz und Robotik.

Das Stück ist durchtränkt von sektenhafter Freundlichkeit und Verweisen auf körperliche Endlichkeit und endet in einer gemeinschaftlichen Todesmediation aller Anwesenden, bevor ihnen ihre erworbenen Bildungscredits gutgeschrieben und die Entsorgung ihrer temporären fleischlichen Hüllen empfohlen wird. Europa stirbt, lang lebe Europa!

Von & mit

Christopher Hotti Böhm (Multimedia/Sound), Brandon Miller (Lieder), Marina Miller Dessau (Darstellung), Juri Rendler (Licht), Moran Sanderovich (Ausstattung/Objekte), Arne Vogelgesang (Darstellung/3D), Robert Wolf (Technische Leitung/Licht). Kerstin Böttcher (Öffentlichkeitsarbeit), Nils Bröer (Fotografie), ehrliche arbeit – freies Kulturbüro (Produktion), Nora Gores (Presse), Turgut Kocaman (Assistenz), Christin Striegler (Grafik), Karl Wedemeyer (Videotechnik), Johanna Werheid (Assistenz).

Eine Produktion von internil in Kooperation mit dem Theaterdiscounter Berlin. Gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes und durch den Kofinanzierungsfonds der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa.