حَتَّى إِذَا بَلَغَ بَيْنَ السَّدَّيْنِ وَجَدَ مِن دُونِهِمَا قَوْمًا لّا يَكَادُونَ يَفْقَهُونَ قَوْلا
قَالُوا يَا ذَا الْقَرْنَيْنِ إِنَّ يَأْجُوجَ وَمَأْجُوجَ مُفْسِدُونَ فِي الْأَرْضِ فَهَلْ نَجْعَلُ لَكَ خَرْجًا عَلَىٰ أَنْ تَجْعَلَ بَيْنَنَا وَبَيْنَهُمْ سَدًّ
Als er nun den Ort zwischen den beiden Bergen erreichte, fand er neben ihnen Leute, die kaum ein Wort verstehen konnten. Sie sagten: »O du mit den zwei Hörnern, Gog und Magog stiften Unheil auf der Erde. Sollen wir dir einen Tribut zahlen, dass du zwischen uns und ihnen eine Sperrmauer errichtest?«
(Sure 18:93/94, Die Höhle)

Syrien

Syrien. Wen sollen wir nach dem Weg fragen? Die Syrer. Welche? Die mit den syrischen Identitäten, Familien, Stämmen, Ethnien, Religionen. Quellen. Älteste, Warlords, Fraktionsführer, NGO-Vertreter, Agenten regionaler und globaler Mächte. Die Überlebenden. Vielleicht fragen wir besser die Toten? An die kommt man kaum ran. Das Internet weiß doch bestimmt, wo‘s lang geht.

Auf unserer zweiten Station greifen wir Narrative rund um den syrischen Kriegsschauplatz auf, spinnen sie weiter und lassen die Widersprüche wirken. Lückenhafte Übersichten, persönliche Leidensgeschichten, parteiische Berichterstattung, spektakuläre Propaganda, bewegende Lieder, alte Mythen: Von der schützenden Feuerstelle eröffnen sich dem Publikum viele Wege ins Zeltlager der brennenden Wahrheiten. Jede Wahrheit aber baut eine Mauer. Oder sie zieht in den Krieg.

GOG / MAGOG 2 beginnt in einer klassischen Black Box vor sitzendem Auditorium, dem wir die einzelnen Beteiligten und ihre Erzählformen an performativen Beispielen vorstellen: Kulturelle Repräsentation mit Gesang und Lesung aus dem Koran, biographisches Erzählen, multimediale Desinformation, literarische Reportage, pseudowissenschaftlicher Vortrag, berührendes Songwriting.

Das Publikum wird daraufhin in den größeren Hinterbühnenraum geführt, wo es sich in einer fixierten Zeitstruktur von drei fünzehnminütigen Blöcken eigenständig zwischen simultanen Erzählangeboten entscheiden muss – den Konflikt mit ornithologischen Motiven aufschließendem Storytelling, kartengestützter Geschichtserzählung mit Aufklärungsanspruch oder biographischen Fluchterzählungen unseres Gastperformers. Zwischen die einzelnen Abschnitte sind verbindliche Versammlungen am Lagerfeuer gesetzt, die von Songs vor einer live-generierten Wüsten-und-Ruinen-Landschaft gestützt werden.

Von & mit

Najib Abidi (Erinnerung), Christopher Hotti Böhm (Klang & Dirigat), Brandon Miller (Lieder & Gesang), Marina Miller Dessau (Darstellung), Moran Sanderovich (Raum & Ausstattung), Lenny Triefenschal (Video), Arne Vogelgesang (Darstellung), Robert Wolf (Licht). Kerstin Böttcher (Öffentlichkeitsarbeit), Nils Bröer (Fotografie), ehrliche arbeit – freies Kulturbüro (Produktion), Nora Gores (Presse), Patrick Mikulski (Assistenz), Christin Striegler (Graphik), Johanna Werheid (Assistenz).

Eine Produktion von internil in Kooperation mit dem Theaterdiscounter Berlin. Gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes und durch den Kofinanzierungsfonds der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Residenz schloss bröllin e.V. gefördert über das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern und dem Landkreis Vorpommern-Greifswald.